Im Jahre 2007 hat ein Mann gestanden, einen anderen erstochen zu haben. Er wurde zu neun Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt, wobei mich solche Strafen als Laien immer verwundert haben. Warum nicht neun Jahre, zwei Monate, zwölf Tage und vier Stunden oder so? Was ist, wenn der letzte Monat ein Februar ist? Doch solche Fragen verblassen angesichts der Tatsache, daß ein Berufungsgericht die Strafe um ein Jahr verkürzt hat, weil der Mörder Träger eines Gens ist, das die Wissenschaft mit einem agressiven Verhalten in Verbindung bringt (New Scientist vom 7.11.2009, S. 6). Sehr viel Unfug auf einmal: Zum einen versteht niemand genau die Gen-Aggression-Verbindung, zum zweiten hat die Fähigkeit zur Aggression eine biologische Bedeutung und wenig mit der sinnlosen Gewalt eines Mordes zu tun, drittens kann der nächste Richter bei unklarer Beweislage durch das Vorhandensein einer Genvariante mit aggressivem Touch zu einem Schuldspruch verleitet werden, und so weiter. Es ist offenkundig: Wir sind eine Gesellschaft des wissenschaftlichen Analphabetentums – bis hinauf zum Richterstuhl. Da könnte man glatt aggressiv werden und zuschlagen.