Ich habe in den letzten Tagen mit wachsender Freude den „Krieg um das Schwarze Loch“ gelesen, den Leonard Susskind beschrieben hat (Suhrkamp 2010). Der Autor hat ein Tänzchen mit Stephen Hawking riskiert, der von Susskind zwar wegen seiner mathematischen Brillanz gelobt wird, sonst aber so erscheint, wie ich ihn mir vorstelle – selbstgefällig, überheblich, marketingorientiert und verantwortungslos. Hawking behauptet mal so einfach, daß Informationen in Schwarzen Löchern verschwinden können, er widerspricht also den Grundsätzen der Physik und feixt grinsend durch die Gegend. Susskind nimmt die Herausforderung an. Er beginnt einen Krieg um das Schwarze Loch und gewinnt zuletzt, weil er sich an einen alten philosophischen Gedanken erinnert, de zur Quantenphysik gehört und auf Niels Bohr zurückgeht. Es ist der Gedanke der Komplementarität, der dem Licht erlaubt, Welle und Teilchen zu sein. Bohrs Konzept verlangt, daß Wahrheit nur in zwei sich widersprechenden Formen verfügbar ist, und sie kommen beim Schwarzen Loch dadurch zustande, daß es zwei Beschreibungen dieser Erscheinung gibt – eine von außen, eine von innen. Dazwischen liegt der Horizont. Für Hawking ist an dieser Stelle Schluß. Susskind geht weiter und gewinnt. Er fomuliert sogar ein Prinzip der Kosmischen Komplementarität (S. 507). Wunderbar. So passen die Dinge zusammen.