Was ist Aufklärung? Das ist die berühmte Frage, die Immanuel Kant im Dezember 1784 mit dem „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ beantwortet hat. Kant weiß: „Es ist bequem, unmündig zu sein“. Denn „Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, brauche ich mich nicht selbst zu bemühen.“
Wohlgemerkt: Das sind Worte von 1784. Sie hätten aber auch gestern geschrieben werden können. Nur daß man statt des Buches das Fernsehen und seine ewig grinsenden Moderatoren erwähnt hätte, die mir das Denken über die Welt und vieles mehr abnehmen (wobei sie selber diese Tätigkeit ihren Redaktionen überlassen).
Was ist also Aufklärung? Die Entwicklung der Zivlisation, auf die wir noch warten. Solange wir Bildung mit Statistiken nachweisen und meinen, die dazugehörige Misere mit finanziellen Mitteln beheben zu können, bleibt richtig, was auch schon bei Kant steht: Wir leben zwar in einem Zeitalter der aufklärenden Medien, aber nicht in einem aufgeklärten Zeitalter.