Als ich ein kleiner Junge war, galt Wissenschaft noch als etwas, das keiner Mode unterliegt und festen Werten gehorcht. Das heißt, ich dachte so, als ich noch jung war. Inzwischen ist mir klar geworden, daß gerade in der Wissenschaft viel Modisches auf der Tagesordnung steht und wahrscheinlich beim Einwerben von Geldern hilft. Modisch waren zum Beispiel all die Bemühungen um eine Quantenpharmakologie oder Quantenbiologie, die sich im Anschluss an die Quantenphysik präsentieren und Tiefsinn suggerieren wollten. Als in den Nachkriegsjahren die heute fast vergessene Wissenschaft von der Kybernetik Furore machte, gründete man zum einen Institute für Biologische Kybernetik und deutete zum anderen das Psychologische in kybernetischen Modellen mit Schaltkreisen. Das hat nicht sehr gut geklappt, hindert aber Psychiater unserer Tage nicht daran, eine neue Disziplin namens Computerpsychiatrie einzuführen und das Seelische durch Computermodelle zu erkunden. Das klingt chic, das erweckt Aufmerksamkeit, dafür werden sich Fördermittel bereit gestellt, da werden kluge Leute kluge Sätze sagen – und zuletzt nur merken, daß sie viel Aktivismus und wenig Aktivität gezeigt haben. Das Computermodell des Geistes als der Weisheit letzten Schrei anzubieten, ist lächerlich. Bitte mehr Grips und weniger Chips.