Wir hätten ihn ja gerne, den mündigen Patienten, und bekommen ihn nicht, wie jetzt erneut bewiesen worden zu sein scheint, und zwar durch eine Studie des seit ein paar Monaten existierenden „Harding Center for Risk Literacy“ (FAZ vom 12.8.09, S. N1). Wenn ich das modische „risk literacy“ lese, werde ich schon skeptisch, und bei der Fragestelltung erst recht. Das wurde viel Geld und Zeit investiert, um herauszufinden, ob wir Patienten kompetent sind, den Nutzen von Krebsvorsorgeuntersuchungen einschätzenzu können. Herausgekommen ist, daß wir das nicht sind. Wir überschätzen den Nutzen offenbar – ohne daß die Autoren der Studie erklären, warum dann so wenig zur Vorsorge gehen. Am Ende aller Zahlen empfehlen die Herren der „risk literacy“, wir sollten endlich ein entspannteres Verhältnis im Umgang mit Unsicherheiten entwicken.“ Ja, schon, gerne, aber dadurch werde ich kein mündiger Patient. Dazu muss ich erst einmal krank sein. Und dann nützt alle Vorsorgestatistik nichts. Wer über den mündigen Patienten redet, sollte erst einmal eine bündige Studie zustande bringen.