Ich habe einen Traum. Ich träume davon, dass man in Deutschland mehr über Werner Heisenberg und weniger über Martin Heidegger spricht, die beide bis 1976 gelebt haben. Heisenberg statt Heidegger – Lebensfreude statt Seinsvergessenheit, wissenschaftliche Kreativität statt ontologischer Grübelei – das wäre ein Riesenfortschritt für Kultur und Bildung im Land der Dichter und Denker, was Journalisten auch gerne als Quantensprung bezeichnen, ohne dass die Heidegger-Adepten wüssten, was damit gemeint ist. Der Schritt vom philosophischen Dunkel zur physikalischen Klarheit unterbleibt im Feuilleton, solange dort weiter dem Satz von Heidegger nachgedacht wird, „Die Wissenschaft denkt nicht“. Der Antisemit aus den Schwarzwald versteht nicht, was in Heisenberg denkt und vorgeht, wenn sich sein Sinnen den Atomen zuwendet und die Quantensprünge als Seinsgrundlage der Materie erfasst werden. Sie machen die kleinste Änderung nahe am Nichts aus, ohne es selbst zu sein, und geben dadurch den Dingen die Möglichkeiten, zu denen auch wir selbst gehören. Wer verstehen will, was Heidegger verstehen zu wollen vorgibt – Sein und Zeit -, sollte Quantensprünge verstehen, die sich als Produkt aus Energie (Sein) und Zeit zeigen. Also – Heisenberg statt Heidegger. Dann würde die deutsche Kultur wieder das Vergnügen, das sie vor dem Grübeln war. Ich halte an diesem Traum fest.