Das Thema Homosexualität könnte einem zum Hals heraus hängen, weil nach den Bekenntnissen eines Fußballprofis inzwischen selbst die fröhlichen Moderatoren von harmlosen Rundfunksendungen einen schon morgens ungebeten ihre blödsinnigen Ansichten zu dem Thema zumuten, und zwar mit dem üblichen Schwadronieren und Plappern, bei dem nicht zwischen einer Staumeldung und dem Krieg in Syrien oder den Foltervorwürfen gegenüber britischen Soldaten unterschieden wird. Hauptsache aktuell und lustig und voller Stimmung, und jetzt also endlich etwas für alle, nämlich die Sexualität, genauer die Homosexualität eines Fußballspielers. Es ist erstaunlich, wie viele Leute ungebeten sagen, dass sie damit keine Probleme hätten, was aber hier nicht weiter verfolgt werden soll, weil bei allem Labern und Tratschen über die gleichgeschlechtliche Liebe eine Komponente komplett fehlt, egal ob in der Regenbogenpresse oder in der Zeitung, die von klugen Köpfen gelesen wird. Was fehlt, sind Hinweise auf oder Erörterungen von biologischen Wurzeln der Homosexualität, obwohl sie seit Jahrzehnten bekannt sind und beschrieben werden.
So überraschend es auch klingen mag, aber Homosexualität ist von der Evolution vorgesehen und verbreitet im Tierreich zu finden, zum Beispiel bei den Bonobos. Natürlich bekommen homosexuelle Paare keine eigenen Kinder, und da die Nachkommen das Ziel der Evolution darstellen, scheint hier zunächst ein Widerspruch vorzuliegen. Aber wie niemanden zu erklärt werden braucht, muss der Nachwuchs inzwischen nicht nur quantitativ ausreichend sein, er muss auch qualitativ seinen Mann stehen, wenn man diesen Ausdruck verwenden darf, und hier wird Homosexualität wichtig. Wer homosexuell ist, verzichtet auf einen Nachwuchs, um den der anderen zu fördern. „Helfer am Nest“ nennen das die Evolutionsbiologen, und es braucht keine lange Abhandlung, um zu sehen, wie homosexuelle Menschen durch ihre Intelligenz und Einfühlsamkeit die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft fördern können, etwa als Erzieher. Das Zölibat der katholischen Kirche passt sich dem an, auch wenn ihre Vertreter das nicht bemerken, was aber hier nur erwähnt werden soll. Der wichtige Punkt lautet, dass Homosexualität höchst natürlich ist und es sich niemand aussuchen kann, ob er hetero- oder homosexuelle Neigungen hat. Man kann sich ja auch nicht aussuchen, ob man ein Junge oder ein Mädchen ist, wenn man erst einmal da ist. Homosexualität ist eine der Möglichkeiten, die die Natur ihren Wesen anbieten kann, um Bindungen einzugehen und Partnerschaften zu begründen, und erst wenn diese biologische Grundlage verstanden ist, sollte man seine Meinung zu dem Thema sagen, das derzeit viele Medien beschäftigt. In ihnen werden auch Sozialphilosophen zitiert, die Homosexualität ohne jede Biologie erklären wollen und Stuss wie den folgenden von sich geben: „Wer den Fußball liebt, der liebt auch die Körper, die ihn zelebrieren“. Homophobie, so das philosophische Geschwätz, sei im Mannschaftssport keine Frage des sozialen Wollens, sondern basiere auf Phänomenen die sich der willentlichen Steuerung entziehen. Das stimmt sogar fast, es ist nämlich das biologische Erbe des Menschen, das einige von uns homosexuell werden lässt, ob sie wollen oder nicht. Sie können sich nur so annehmen, wie sie sind, was natürlich für uns alle gilt. Die Aufgabe der Öffentlichkeit besteht darin, den Homosexuellen die Chance zu geben, sich anzunehmen. Das wäre eine Leistung.
Nur wer das Leben ans Ganzes ins Auge fasst, kann verstehen, was Männer lieben – Frauen oder Männer. Beides kann Vergnügen und Lust bereiten. Beider gehört zur Natur, zur Natur des Menschen. Sie zu fassen, lohnt jede Mühe.