Im letzten Jahr ist der britische Biochemiker Frederick Sanger (1918-2103) gestorben, der zwei Nobelpreise gewonnen hat – für ähnlich klingende, aber höchst unterschiedliche Leistungen, nämlich zuerst für das Sequenzieren von Proteinen und dann für das Sequenzieren von Nukleinsäuren. Es soll hier nicht erläutert werden, warum sich da ganz verschiedene Probleme stellen. Hier soll aber zitiert werden, was einer das ganz Großen der Molekularbiologie, der aus Südafrika stammende, im britischen Cambridge berühmt gewordene und jetzt in Singapur tätige Nobelpreisträger Sydney Brenner in seinem Nachruf zu Sanger geschrieben hat, der jetzt in SCIENCE erschienen ist (Band 343, Ausgabe vom 17.1.2014, S. 262). Brenner notiert dort (in meiner Übersetzung aus dem Englischen):
„Ein Fred Sanger würde die heutige Welt der Wissenschaft nicht überleben. Bei den permanenten Berichten und Einschätzungen würde einem Komitee auffallen, dass Sanger nur wenig von Bedeutung publiziert hat zwischen dem Insulin [erster Nobelpreis] im Jahre 1952 und der ersten Arbeit über RNA Sequenzen im Jahre 1967 mit einer weiteren langen Lücke bis zum Sequenzieren von DNA im Jahre 1977 [zweiter Nobelpreis]. Man hätte Sanger als unproduktiv abgetan, und seine bescheidene persönliche Förderung wäre abgelehnt worden. Wir haben längst keine Kultur mehr, die es Individuen erlaubt, sich auf langfristige – und damit als riskant betrachtete – Projekte einzulassen.“ Mir hat man noch in der Schule beigebracht, „In der Ruhe liegt die Kraft“. In der Wissenschaft gilt wohl, „In der Hektik steckt das Geld“.