Kreativität hat eigentlich immer Konjunktur, aber in den letzten Januartagen 2013 sind zwei komische Beiträge zu dem Thema erschienen. In der FAZ vom 30.1.13 wurde die Kreativität als neue Intelligenz vorgestellt, wobei nur gemeint ist, dass die Leute, die früher Intelligenz gemessen haben, dies jetzt mit der Kreativität tun, und zwar höchst banal und auf keinen Fall kreativ. Die unkreativen Kreativitätsforscher haben zum Beispiel erkannt, dass Menschen, die in freier Natur wandern, um 50% mehr kreativ sind als ihre Altersgenossen, die vor einem Computer hocken. Niemand sollte solche Auskünfte ernst nehmen, und wundern sollte man sich vor allem, dass solche Verlautbarungen den Weg in die Medien mit Verbreitung finden, wobei dem Verfasser des FAZ Beitrags selbst auffällt, wie wenig erhellend die Auskünfte der Kreativitätsforscher sind, die zuletzt etwas von einem Zusammenspiel verschiedener Hirnareale in komplexen neuronalen Netzwerken murmeln, was Loriot nicht einmal zu seinem „Ach“ bewegt hätte.
In der britischen „Nature“ beklagt in der Ausgabe vom 31.1.13 der Psychologe Dean Keith Simonton, dass die wissenschaftlichen Genies aussterben. So deutet er seine über viele Jahrzehnte vorgenommenen Studien zur wissenschaftlichen Kreativität, und Simonton versteht unter dem Zauberwort, dass jemand Ideen hat, die „originell, nützlich und überraschend“ daherkommen. „Original, useful and surprising“ – das soll es gewesen sein? Was ist nicht alles überraschend – für wen? Und weiß Simonton nicht, dass es kreativen Menschen seit Jahrhunderten weniger darum geht, originell zu sein, und sie vor allem gut sein wollen? Und hat ein Genie tatsächlich jemals an einen Nutzen gedacht? Es ist offensichtlich – wenn Simonton nach kreativen Genies sucht, wird er keine finden, was aber nicht bedeutet, dass es keine mehr gibt. Er schaut nur in die falsche Richtung.
Fazit – Kreativität ist schön, macht aber Mühe. Es macht sogar Mühe, sie zu finden. Die vorgetragenen Suchen lohnen keinen weiteren Blick.