Ich habe vor einigen Tagen die Verwendung des „programmierens“ im biologischen Kontext kritisiert und ungewöhnlich viele Anmerkungen dazu bekommen. Es gab sogar Stimmen, die mich für unwürdig erachten, hier weiter zu schreiben. Ich antworte trotzdem und weise auf zwei Dinge hin, von denen ich eines angemerkt hatte, ohne daß jemand darauf eingegangen ist. Ich meine die Bequemlichkeit, etwas mit Schlagworten zu erklären, die beruhigen, ohne verstanden zu werden. Programm gehört dazu. Wer im Publikum könnte denn sagen, was ein Programm ist, außer etwa bei einem Theaterprogramm. Das Wort Programm im wissenschaftlichen Kontext bedeutet, daß es zwei Dinge geben muss, die isomorph sind – einen Text und der Ablauf, der davon gesteuert wird, und beide müssen 1 zu 1 aufeinander passen. In der Biologie gibt einen Mechanismus, der programmiert abläuft, und zwar der, bei dem die Reihenfolge der DNA Bausteine in die Reihenfolge von RNA Bausteinen übersetzt wird. Wenn anschließend daraus ein Protein wird, das seine Gestalt annimmt, kann von einem programmierten Vorgehen schlicht und einfach keine Rede mehr sein. Natürlich geht da alle regelmäßig und nach den Gesetzen der Natur zu, aber da ist nichts programmiert. – Wer in ein Theater geht und den Schauspielern zusieht, beobachtet ein programmiertes Geschehen, weil es den Text gibt, nach dem die Schauspieler agieren – 1 zu 1. Die Zuschauer im Saal verhalten sich vielfach ähnlich, sie tun dies aber nicht nach der Vorschrift eine Programms. Da gibt es kompliziertere Vorgaben, ohne daß sie als Programm vorliegen. – Niemand bestreitet, daß die Zellteilungen auch nach Manipulationen regelmäßig ablaufen, aber es gibt sehr viel mehr regelmäßige als programmierte Phänomene, und ich denke, daß die Experten sich blind für andere Mechanismen stellen, wenn sie uns sagen, sie hätten Zellen umprogrammiert (und die Lehrbücher das gedankenlos übernehmen). Das genetische Programm ist zu Ende, wenn die Aminosäuren für ein Protein aneinander gehängt sind, selbst wenn die Fachblätter an dem Wort hängen. Auch sie meinen, die Phänomene mit Begriffen bemeistern zu können. Das Leben einer Zelle fängt an, spannend zu werden, wenn das genetische Programm zu Ende ist. Eu guter Programmierer wird das wissen.