Ein Biologe (Daniel W. McShea) und ein Philosoph (Robert N. Brandon) haben zusammen ein Buch mit dem Titel „Biology´s First Law“ geschrieben (University of Chicago Press 2010) und dabei im Untertitel erläutert, was für ein Gesetz sie im Auge haben: „The Tendency for Diversity and Complexity to Increase in Evolutionary Systems“. Das Erste Gesetz des Lebens klingt so ähnlich wie der Zweite Hauptsatz der Wärmelehre, der besagt, daß in physikalischen Systemen die Entropie die Neigung hat, größer zu werden, also alles ganz spannend. Wir wollen hier aber nicht das Gesetz selbst in Augenschein nehmen, sondern die Tatsache, daß hier ein erstes Gesetz benannt und damit nicht zuletzt eine historische Aussage getroffen wird. Denn wenn die konstatierte Zunahme der Komplexität das erste Gesetz der Biologie ist, dann hatte sie vorher keines. Das heißt, die Biologie kennt keine Theorie. Deshalb kann sie zwar alles Mögliche sein, nur nicht die Leitwissenschaft, zu der sie gerne gemacht wwird. Die Biologie sammelt immer noch Briefmarken, und so zeigt sie uns flotte Bildchen, deren Buntheit zunimmt. Vielleicht steckt darin ein Zweites Gesetz.