Ein fast kompletter Fake
Man wird sich noch an den Jubel erinnern, als die Genetiker im Jahre 2003, als die Doppelhelix 50 Jahre alt wurde, verkündeten, sie hätten das menschliche Genom mit seinen rund drei Milliarden Buchstaben in Form von Basenpaaren komplett entziffert, was die populären Medien gleich zu der Übertreibung steigerten, man habe das menschliche Erbgut entschlüsselt. Beide Auskünfte sind falsch. Das mit dem Entschlüsseln ist schlicht Unsinn, und das mit der Vollständigkeit beim Entziffern war eine glatter Fake, wie man in den Tagen mit dem notorischen Lügner Trump sagt. Das heißt, viele hundert Millionen Buchstaben der genetischen Schrift des Menschen waren den damaligen Methoden nicht zugänglich, weil sie lange identische Folgen wie cacacacacacacacacacacacacaca enthielten, denen sich kein Ort im Genom zuweisen ließ. In diesen Tagen verkündet ein Team von 70 (!) Wissenschaftlern, die bestehenden Lücken durch Einzelsequenzierung aller Chromosomen geschlossen zu haben, fast jedenfalls. Das Team konnte 135 Millionen fehlende Buchstaben nachliefern, dass bekannte Genom umfasst nun 3.057 Milliarden Buchstaben – aber es fehlt immer noch etwas. Es fehlt zum Verständnis zum Beispiel ein Hinweis darauf, was für eine Aufgabe die bislang fehlenden Abschnitte übernehmen, und es fehlen zu einem kompletten Genom noch die DNA Bereiche, die für die RNA stehen, die sich in den Ribosomen findet, mit denen die Proteine hergestellt werden, ohne die jedes Leben stirbt oder gar nicht erst in Gang kommt. Mit anderen Worten, auch Jahrzehnte nach dem Blasen der Fanfaren über das Öffnen der Sequenzen bleibt das Geheimnis des Lebens verschlossen. Was kann den Menschen Besseres passieren?