Endemisch oder epidemisch?
Corona ist eine Pandemie, wie man oft genug zu hören bekommt, wobei es anfangs noch hieß, das Virus löse nur eine Epidemie aus. In diesem Wort steckt in den letzten beiden Silben das Volk, das in der Demokratie zur Volksherrschaft wird und hier eine Volksseuche meint. Pandemie sagt man dazu, wenn jedes Volk auf der Erde, also alle Welt betroffen ist. Aus der epidemischen wird dann die pandemische Lage, wie vielfach zu hören ist, und ab und zu schmuggelt sich in jüngster Zeit ein “endemisch” in den Redefluss. Wüsste jemand den Unterschied zu benennen. Was meint endemisch im Gegensatz zu epidemisch? Es sind Epidemiologen, die endemische Infektionen untersuchen, und sie meinen damit Infektionen, die sich stabil halten, deren Zahl also weder steigt noch fällt. Malaria, Polio und die Pocken waren endemisch, bevor Impfstoffe in einigen Fällen helfen konnten. Wenn Viren endemisch werden, scheint man nichts mehr unternehmen zu müssen und einfach mit ihnen leben zu können. Das heißt, das Ziel der Medizin sollte es sein, Corona weder pandemisch noch epidemisch sein und endemisch werden zu lassen. Menschen müssen mit endemischen Viren leben – sie tun das bei Erkältungen, Masern und Hepatitis C schon länger -, aber das heißt auch, dass Menschen sich an tödliche Erreger gewöhnen müssen, die sich weit verbreiten können. Wir sind nicht allein auf dieser Welt. Wir sind umgeben mit und besetzt von Leben, das selbst leben will. Leben heißt immer schon überleben, sich also zu ändern oder zu mutieren, wie des Corona vormacht. Es ist bis jetzt nicht nur gut gegangen, es ist sogar wunderbar gelaufen. Mal sehen, wie es gelingt, die Corona Herausforderung zu meistern und die pandemische Lage endemisch werden zu lassen. Aber wohlgemerkt: Auch dann bleibt noch viel zu tun.