Früher gab es eine bzw. die Realität, und wer mit ihr zurecht kam, war Realist. Wer es nicht schaffte, wurde als Romantiker abqualifiziert. Das war schon immer Unsinn, hat aber den Common Sense nicht daran gehindert, die Welt so zu sehen. Das ändert sich in diesen Tagen, in denen es Mode geworden ist, Realität im Plural zu verwenden. Jürgen Trittin etwa stellt in diesen Tagen in der FAZ „Die Realitäten der Atomenergie“ vor. Natürlich verwechselt er dabei nur die Wirklichkeit mit einer Tatsache, die dazu gehört, aber Wirklichkeiten in der Mehrzahl erlauben es nicht mehr, zwischen Realisten und Spinnern zu unterscheiden. Und so spinnen die Realisten vor sich hin, etwa in dem Trittin als Einsicht verkündet, „Die Welt hat sich seit 2001 verändert.“ Sie hat sich bislang immer wieder verändert und tut das auch gerade jetzt, wie jeder Romantiker weiß, der an seiner Selbstverwirklichung arbeitet. Trittin teilt uns als weitere seiner Realitäten mit, daß kein Kernkraftwerk vor einem Super-Gau geschützt ist. Hat ihm niemand gesagt, daß es so etwa gar nicht gibt? Wenn Gau den GRÖSSTEN Unfall meint, dann gehört ein Super-Gau nicht zur Wirklichkeit. Es kann ihn nicht geben. Das ist die Wirklichkeit – in der Einzahl. Doch mit ihr geben sich Realisten nicht ab. Eine Wirklichkeit ist ihnen zu wenig. Es könnte ja sein, daß es Mühe macht, sie zu kennen.