1995 ist das schöne und nach wie vor empfehlenswerte Buch von Elisabeth Emter erschienen, in dem es um „Literatur und Quantentheorie“ ging, womit genauer „die Rezeption der modernen Physik in Schriften zur Literatur und Philosophie deutschsprachiger Autoren“ zwischen 1925 und 1970 gemeint war. Das Verständnis der Atome im literarischen Zugriff – das ist deshalb wichtig, weil die ersten Atomphysiker der Meinung waren, daß sich nur in Bildern und Gleichnissen ausdrücken lasse, was sie da erkannt hätten (und mathematisch beherrschen). Es gab einige literarische Versuche – etwa den von Linus Reichlin, „Die Sehnsucht der Atome“ in einem Roman zu erfassen. Aber es braucht mehr zu dem Thema, und so schaute ich gespannt auf einen Bericht über eine Marbacher Tagung, „die Schriftsteller und Philosophen des Atomzeitalters danach befragte, ob sie ihrer Zeit auf Augenhöhe und mit zeitgemäßen Begriffen gegenübergetreten sind“ (FAZ vom 4.2.09). Die Antwort ist schlimm – man hat gar nicht erst versucht, auf Augenhöhe zu kommen, sondern gleich über Hiroshima gesprochen. Da braucht man nicht zu denken, da kann man sich gleich und leicht entrüsten und die Wissenschaft übergehen. Die Literatur hat erneut vor dem Atom versagt.