1959 hielt das britische Multitalent Charles Percy Snow einen Vortrag, den er „The Two Cultures“ nannte und in dem er auf die literarisch gebildeten Snobs aus Cambridge schimpfte, die meinten, die Nase rümpfen zu können, wenn jemand nach dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik fragte. Es reichte, so meinten sie, sich mit Shakespeare auszukennen. So ist sie bis heute, unsere Bildungsschicht, die nach wie vor die Schultern zuckt, wenn das physikalische Thema kommt, während sie überheblich jeden meidet, der bei Shakespeare ahnungslos reagiert. Der Name „Snow“ gibt populären Vertretern der Geisteswissenschaften die Gelegenheit, kalauernd zu verkünden, daß sei doch Snow von gestern, und viele merken dabei nicht, daß eigentlich „der Schnee vom vergangenen Jahr“ gemeint ist, was erstens poetischer klingt und zweitens überhaupt erst sinnvoll wird. Lassen wir den Aspekt und fragen, ob die Unterscheidung in zwei Kulturen noch aktuell ist. In aller Kürze lautet die Antwort leider „Ja“, wie jeder merkt, der etwa als Genetiker einen Kunsthistoriker fragt, wie Formen entstehen. Daß es eine Kunst der Gene geben muss, um die Gestalten des Lebens hervorzubringen, wollen Geisteswissenschaftler nicht wissen. Das stört doch nur ihr Ruhe.