Das Pfingstwunder dieses Jahres ist das gute Wetter, aber aufregend ist die Nachricht, daß der extrem ehrgeizige und inzwischen sehr wohlhabende Craig Venter 1.08 Millionen Glieder eines DNA-Moleküls anfertigen und als Kette einem leeren Leben einfügen konnte, das sich damit zu regen begann. Künstliches Lebes also? Die Experten streiten sich wie immer, und wie immer streiten sie sich mit Meinungen statt mit Argumenten.
Es scheint, daß Venters gelungenes Experiment vor allem eins klarmacht: Es zeigt uns nicht, was Leben ist, es zeigt uns vielmehr, wie unsere Zeit Leben versteht, nämlich als Computer, also als Maschine, die einem Programm folgt, die mit Software läuft. „Ich bin der erste chemische Apparat, der seine eigene Sequenz betrachten kann“, wie Venter am Ende seiner Autobiographie „Entschlüsselt“ (S. 538) schreibt. Er will diese Software verstehen, er will wissen, ob das entschlüsselte Leben ein verstandenes Leben ist.
Warum sagt ihm denn niemand, daß man Leben nicht entschlüsseln kann. Wir kennen doch niemanden, der es vorher verschlüsselt hat. Das ist die Grenze der Maschine, die Venter sein will. Da kann sein Motor brummen, wie er will. Wie wer will?