„Und dafür wird man noch bezahlt!“ – so hat ein Mitglied der Wiener Philharmoniker seine Memoiren überschrieben. Er wollte sagen, daß er für sein tolles Leben in dem tollen Ensemble eigentlich hätte zahlen müssen. Der Ästhetik Emeritus Bazon Brock vertritt eine ähnliche Ansicht. Viele wissenschaftlich tätige Menschen hätten so viel Freude am Vortragen und Schreiben, daß man dafür nicht sie, sondern die Zuhörer und Leser bezahlen sollte, die ihre Zeit opfern, um zu lauschen bzw. zu schmökern. Ein Problem mit dieser Umdrehung steckt darin, daß Rezipienten sich kaum vorbereiten, und meiner Ansicht nach wird man dafür – und nicht für die Performance – bezahlt. Aber damit sind wir beim nächsten Thema, das Brock kürzlich in einem Vortrag am Weimarer Nietzsche-Kolleg angesprochen hat. Er ist nämlich der Ansicht, daß die Wissenschaften (und die Künste) keine Probleme lösen, sondern sie generieren, und er hat offenbar zwei Stunden gebraucht, um das vorzutragen. Das Problem dieser These steckt in der Frage, was ein Problem ist. Brock meint sicher nicht Probleme der Art, wie sie jetzt Haiti hat. Er meint Fragen, die sich Forscher stellen, und sagt, daß Wissenschaft nie welche beantwortet, sondern nur neue stellt. Wenn ich das lesen oder hören muss, verschwende ich meine Zeit. Und dafür möchte ich tatsächlich bezahlt werden.