Es wird langsam ärgerlich, was man im Feuilleton der Zeitungen über das Internet lesen muss, und zwar dann, wenn sich Blogger und andere Netzwerker zur Kulturgeschichte äußern. In der Süddeutschen vom 23.7.10 erklärt uns ein Ethan Zuckerman unter der Überschrift „Inseln im Netz“, warum das Internet unseren Blick auf die Welt verengt, statt sie zu öffnen. Man fragt sich zum einen, wie jemand überhaupt auf die Idee kommen kann, daß das starre Blicken auf einen Schirm den Blick auf die Welt erweitern sollte, und man staunt zum zweiten über den Unsinn, der dazu verzapft wird. Aus der Tatsache, daß man auf einen blödsinnigen Streich mit überflüssigem Inhalt („Cala Boca Galvao“) hereinfallen kann, folgert der Autor, „So war das mit dem Internet nicht gedacht“. „Ach“, würde Loriot sagen, während wir fragen, ob da überhaupt etwas „mit“ dem Internet gedacht war? Was denn, bitte schön? Und was denkt der Autor von seinen Lesern, wenn er ihnen genau vorrechnet, daß sie dann, wenn sie 24 Stunden am Tag Videos ansehen, keine Zeit mehr haben, zur Toilette zu gehen. Sie haben dann zum Glück auch keine Zeit mehr, solchen Unsinn zu lesen, in dem wir einfachen Leute als Herdentiere der dämlichen Art dargestellt werden. Vielleicht sind wir das, aber daraus folgt nicht, daß wir jedem Blödsinn nachrennen. Es muss sich schon lohnen.