„Was uns wirklich krank macht“ – so heißt ein Aufsatz im Feuilleton der FAZ (vom 21.06.2010), in dem uns erklärt wird, was das Problem des Web-Zeitalters sein soll, nämlich eine „Kombination von Informationsstress und Konkurrenzdruck“. Der Autor des Artikels, Geert Lovink, spricht über einen (mir unbekannten) Autor namens Berardi, der sich mit Begriffen von Leuten auseinandersetzt, die ich auch nicht kenne – sie heißen Deleuze und Guattari – und der eine Studie empfiehlt, die mir ebenfalls unbekannt ist, nämlich das Buch „Capitalist Realism“ von Mark Fisher. Und das macht mich krank. Ein Aufsatz, der einem vom Informationsstress und Konkurrenzdruck befreien will, tut nichts anderes, als ihn durch wichtigtuerische Verweise zu erhöhen. Soll ich jetzt das referierte Zeug lesen oder was? Und außerdem erklärt er die Gegenwart zum Web-Zeitalter, ohne sich Gedanken über den großen Begriff eines Zeitalters zu machen, den er bedenkenlos mit dem kleinen Web kombiniert. Mich mach so etwas krank, und das erst recht, wenn dem Gebräu noch begütigende Allerweltweisheiten der Art beigemischt werden, „Nicht die Technologie ist das Problem“. Das Problem ist, daß zu viele Leute zu viel Unsinn über zu viel Unverstandenes schreiben und mir die Zeit stehlen. Immerhin schwindet nach der Lektüre der Konkurrenzdruck. Ich muss mir nichts von dem Aufsatz merken.