Manchmal sitzt man spät abends allein im Hotel und ist müde, ohne schlafen zu können. Fernsehen – das könnte die Lösung sein, und sie sah gut aus, denn es gab noch „Hart aber fair“, und zwar zum Thema Ägypten. Ich kannte die Talkrunde noch nicht und war gespannt – und wurde bitter enttäuscht. Da gab es einen grinsenden Moderator, der so tat, als ob er immer schon gewusst hat, daß der Präsident (Mubarak) ein Verbrecher ist und entsprechend unfaire Fragen an Politiker stellte (wobei allgemein die Journalisten so tun, als ob nur die Politik Doppelmoral zeigt). Da gab es einen Experten für ukrainische Prostituierte – Michel Friedman -, der uns über seine Kotzlust informierte, da gab einen klapprigen Altjournalisten, der schon mal von Korruption (Geldscheine in Pässen!) gehört hatte, da gab es einen Lehrer, der Alexandria verlassen hatte und uns jetzt sagte, daß das Leben dort unruhig sei – und so weiter. Warum schreit eigentlich das Fernsehvolk nicht auf, wenn ihm dieser Stuss vorgesetzt wird? Schaut sich das blöde Zeug wirklich jemand mit Gewinn und regelmäßig an? Da ist doch jedes Bemühen um Bildung verlorene Liebesmühe.