Valentin Groebner, ein in Luzern tätiger Professor für die Geschichte des Mittelalters und der Renaissance, hat „eine Gebrauchsanweisung“ für die WISSENSCHAFTSSPRACHE verfasst, die in der Konstanz University Press erschienen ist, wie es merkwürdig angelsächselnd heißt. Groebner ärgert sich über den Jargon vieler Experten und über Wissenschaftler, denen „schreiberische Eleganz“ verdächtig ist, wie es etwas unelegant heißt, und er führt vor, wie gerade die manchmal nur modische Forderung nach Interdisziplinarität erkennen lässt, dass „stark gebrauchte Begriffe und Modelle ein Ablaufdatum haben.“ Groebner will zwar keine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben geben, seinen Lesern aber helfen, die Produktion von Jargon zu vermeiden. Er erzählt von Autoren und Autorinnen, die „Luhmanisieren, Habermasen und Verkittlern“, was sie sagen wollen, und stellt fest, daß dann manchmal die wissenschaftliche Prosa kaum von ihrer Parodie zu unterscheiden ist.
Meine Ansicht nach steckt hier die Quelle des beklagten Übels von Sprachlosigkeit – gerade in dem Lumanisieren, Habermasen und Verkittlern, das die sich hinter diesen Ausrücken versteckenden Herrn doch nicht erfunden haben, weil sie viel zu sagen hatten, sondern nur, weil sie imponieren wollten mit dem wenigen, das sie zu sagen hatten. Habermas muss man doch erst in Deutsche übersetzen, um ihn lesen zu können und dabei zu sehen, wie sich die Luft aus seinen Sprachblasen verzieht. Der angeblich wissenschaftliche Jargon wird doch bewundert. Er sollte endlich einmal gescholten und beklagt werden.