Wer Wissenschaftsgeschichte unterrichtet, wird das Problem bemerken, daß viele Kinder der Forschung sehr viele Namen haben und immer ´mal wieder neue annehmen. In der Hirnforschung wechseln Areale ihre Nummern, in der Chemie konnte man sich lange nicht auf die Bezeichnung von Molekülen einigen, und das sind nur zwei Beispiele. Nun erleben wir tagesaktuell, wie sich die Wissenschaft unfähig zeigt, einen Namen zu finden und zu nutzen. Die (deutsche) Schweinegrippe heißt in Frankreich „la Grippe A“, die WHO spricht von „influenza A (H1N1)“, wohl um endgültig Laien abzuschrecken, in Holland redet man noch von der „Mexican flu“, während die Mexikaner selbst sich mit „la epidemia“ begnügen. Man hat den Eindruck, daß die Namen schneller mutieren als die Viren, was doppelt beunruhigt. Zum einen hat niemand verstanden (und gar nicht angesprochen), daß das Grippevirus die Forschung vor Riesenrätsel stellt, und zum zweiten gewinnt man den Eindruck, daß es in der Epidemiologie so zugeht wie in der Politik. Was wir gesagt bekommen, dient nur der Beruhigung. Gerade das bereitet aber die Panik vor. Wenn sie dann ausbricht, die Pandemie, wird das Virus erneut einen neuen Namen bekommen – „Terminator“ zum Beispiel, wie das Magazin Science vorschlägt (Ausgabe vom 15. Mai, S. 871). Dann wissen alle, was los ist.